Gepäckträgerin − Am Freitag, 6. Januar 2006 fahren wir auf der selben Route wie auf dem Hinweg nach Scottsdale zurück. Bei einem Zwischenhalt will sich Markus einen Bagel kaufen. Da der Laden bald schliesst, steckt ihm der Verkäufer gleich 10 Bagles in die Tüte. Zurück in Blanca’s Haus beginnt Barbara bereits wieder zu packen. Sie wird morgen nach Hause fliegen. Nach den Einkäufen in Las Vegas und Scottsdale hat sie jetzt deutlich mehr Gepäck als bei ihrer Ankunft. Trotzdem geben wir ihr eine zweite Tasche mit. Sie ist gefüllt mit Sachen, von denen wir glauben, dass wir sie auf der restlichen Reise nicht mehr brauchen werden.
Hello und Goodbye − Barbara läuft die Zeit davon. Am Abend und am nächsten Tag stehen noch einige Kurzvisiten bei Freunden an. Wir treffen Bob und Spencer in ihrer Autogarage, und Zach für ein kurzes Hallo vor seinem Haus. Markus Haare sind inzwischen so lang, dass Zach zuerst meint, Barbara sei mit einem Wagen voller Mädchen vorgefahren :-) Bei Mike reicht die Zeit immerhin, um uns das Video von Barbara beim Rasenmähen anzuschauen :-). Natürlich darf auch ein letzter Besuch im Fashion Square nicht fehlen. Bei einer kurzen Verschnaufspause in einem Café treffen wir Barbara und Bruno, die uns mit ihren lustigen Missgeschicken im Zusammenhang mit der amerikanischen Botschaft unterhalten. Für den Abschluss hat sich Barbara einen letzten Gang durch die Altstadt von Scottsdale und einen Milchshake im zuckersüssen Sugar Bowl aufgehoben.
Chancenlos − Während Barbara bereits im Flugzeug sitzt, geniessen wir drei Verbliebenen (Bettina, Markus und Lulu) einen weiteren Abend die Gastfreundschaft von Blanca. Abwechslungsweise treten wir gegen Jefferson (Blanca’s Sohn) zum Nintendo-Autorennen an. Natürlich haben wir gegen den kleinen Profi keine Chance. Er hält sich den Bauch vor Lachen, wenn jemand von uns wiedereinmal rückwärts in die Bande knallt oder quer über die ganze Fahrbahn schlittert.
Am nächsten Morgen heisst es auch für Bettina Abschied zu nehmen. Trotz ein paar Missstimmungen in Las Vegas hatten wir in der vergangenen Woche, die wir zusammen mit ihr, Barbara und Blanca verbracht haben, eine Menge Spass. Besonders gefreut hat uns natürlich das Wiedersehen mit Lulu’s Schwester Barbara.
Entscheidung − Jetzt, da die beiden B’s weg sind, lassen wir es wieder etwas gemütlicher angehen. Wir hängen noch ein paar Tage bei Blanca an, um unsere weitere Reise zu planen. Nebst ein paar Streifzügen durch den Park und die Downtown (Altstadt) von Scottsdale, verbringen wir daher viel Zeit vor dem Computer, den Reiseführern und dem Kartenmaterial. Es ist eine schwierige Phase, in der auch böse Worte fallen und Tränen fliessen. Seit neun Monaten sind wir unterwegs. Neun wundervolle, erlebnis- und lehrreiche Monate. Lulu möchte noch lange so weiterreisen. Markus dagegen sehnt sich immer öfter nach der Heimat und einem geregelten Alltag. Lulu spürt, dass ihre Karten schlecht stehen. Sie kann Markus nicht zwingen hierzubleiben und alleine weiterreisen mag sie nicht. Wir haben zusammen von dieser Reise geträumt, wir sind sie zusammen angegangen und wir sollen sie auch zusammen beenden. Ohne Markus und Nanuq? Lulu glaubt nicht, dass sie bei einer Weiterreise ohne die beiden glücklich werden würde. Ein Teil von ihr würde wohl mit ihnen nach Hause gehen. Abgesehen davon, wäre es Lulu auch nicht geheuer alleine nach Mittel- und Südamerika loszuziehen. Widerwillig schliesst sie sich darum Markus an. Das nahe Ende der Reise schmerzt sie sehr. Noch lange hat sie mit dem Gefühl des Übergangenseins zu kämpfen und kann nicht loslassen vom lieb gewordenen Lebensstil, der Freiheit des Reisens.
Obwohl wir uns nach der Pause bei Blanca Mühe geben, zum gewohnten Reiserhythmus zurückzufinden und die verbleibenden Monate nochmals voll zu geniessen, ist diesmal alles anders. Das Datum unserer Rückreise ist bekannt und macht uns bewusst, dass unsere Reisezeit nicht unendlich ist. Zumindest für Lulu ein grausames, bedrückendes Gefühl, dass sich nicht so leicht abschütteln lässt.
Restaurant Tipp − Ein Shoppingbummel in Mesa etwas südlich von Scottsdale und das Dinner im Chili’s mit Tina und Daryl bringen Ablenkung. Tina und Daryl haben wir vor fast zwei Monaten am Horseshoe Bend getroffen. Über das Gästebuch haben sie uns dazu aufgerufen, uns zu melden, falls wir in die Nähe von Phoenix kommen. Der Abend ist sehr gemütlich und das Essen super lecker. Unbedingt zu empfehlen sind die «Southwestern Eggrolls».
Noch etwas hat sich mit der Buchung des Rückflugs verändert. Haben wir uns mit Neuanschaffungen bis jetzt immer zurückgehalten, kaufen wir plötzlich unbekümmert ein. Es gibt keinen Grund mehr Platz für später zu sparen. So stehen wir heute Abend vor der Aufgabe, zusätzlich ein paar Hosen, ein T-shirt, eine Jacke und ein farbenfrohes Geschirrset aus dem WalMart, wo wir überigens wieder einmal übernachten :-), zu verstauen.
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